Katastrophenschutzübung "Roter Eber" bei Cham - und Starkregen-Unwetter daheim

9. Juni 2018
Beteiligung an der bisher größten Übung in Ostbayern - zeitgleich am Nachmittag Starkregen-Unwetter mit 40 Einsatzstellen in Vohenstrauß

Am Samstag, 9. Juni beteiligte sich auch die Feuerwehr Vohenstrauß im Rahmen des Hilfeleistungskontingents Weiden/Neustadt an der bisher größten Katastrophenschutzübung in Ostbayern im Landkreis Cham mit rund 2500 Teilnehmern aus Bayern und Tschechien. Bereits um 05.30 Uhr war unter Leitung von Kommandant Mario Dobmayer Abfahrt der 8 Kameraden mit dem MZF 11/1 zum Treffpunkt des Kontingents. Nach dem Eintreffen und der Einweisung stand der schweißtreibende Aufbau von 26 B-Schläuchen für eine doppelte B-Leitung über steile Waldwege am Roßberg mit Steigungen von 19 % und mehr zur Bekämpfung des angenommenen großen Waldbrandes auf dem Programm. Wie fast alle Kommandanten an dieser "Einsatzstelle" genehmigte auch unserer seiner Mannschaft angesichts der herrschenden schwülen Hitze "Marscherleichterung" bei der persönlichen Schutzausrüstung. Bei einer Übung muss sicherlich niemand in die Gefahr eines Hitzschlags oder Kreislaufkollapses gebracht werden. 

Während kurz vor 14 Uhr bei der Übung "der Waldbrand gelöscht war" und der Rückbau begann, überschlugen sich die Ereignisse in Vohenstrauß. Zunächst erfolgte um 14.11 Uhr die Alarmierung zur Absicherung einer Unfallstelle auf der A6 kurz vor der AS Wernberg Ost. Die Anfahrt glich auf der Gefällestrecke ab Parkplatz "Wittschauer Höhe" eher einer Bootsfahrt. Der Verkehr kam wegen Starkregen und Null-Sicht zum Stillstand. Die Kameraden waren nach dem Aussteigen innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchnässt. Solch einen Regen hatte wahrscheinlich noch keiner der Aktiven erlebt. Beim Aufstellen der Faltkegel zur Absicherung schlug nur 100 m neben zwei Kameraden auf einer Wiese ein Blitz ein. Die beiden flüchteten sich in den MTW, der bei diesen Umständen eindeutig der sicherere Platz war. Der Unfall selbst war harmlos, ein PKW war wegen Aquaplaning an die Mittelleitplanke geraten, verletzt war niemand.

Zu diesem Zeitpunkt war es zuhause noch völlig trocken. Doch nur rund 20 Minuten nach der Alarmierung zum Unfall kamen in Vohenstrauß wahre Wassermassen vom Himmel (ein Nachbar unseres Vorsitzenden maß 75 l/qm in 65 Minuten), die in mehreren Straßen die Kanaldeckel abhoben und viele Keller überschwemmten. Zum Glück hagelte es nur mäßig und es gab keine Sturmböen. Um 14.44 Uhr erfolgte der erste Alarm "Unwettereinsatz", dem viele weitere folgen sollten. Zu allem Überfluß alarmierte die Leitstelle in der ersten Phase um 14.56 Uhr per Funkspruch außerdem zu einer dringenden Türöffnung in der Innenstadt wegen eines medizinischen Notfalls, das gerade ausgerückte LF 40/1 übernahm den Auftrag, die Leitstelle stoppte jedoch diesen Alarm nach wenigen Minuten, da die Türe beim Eintreffen des RD bereits offen war. Der Patient wurde von Notarzt und Rettungsdienst versorgt und in ein Krankenhaus gebracht.

Im Minutentakt kamen im Gerätehaus die Alarmfaxe der Leitstelle und direkte Anrufe von Bürgern an. Der bereits im Gerätehaus anwesende neue KBI Martin Weig und der neu für uns zuständige KBM Demleitner bildeten in unserer Funkzentrale eine örtliche Einsatzleitung und koordinierten mit weiteren Helfern alle Einsätze. Später kam noch der neue KBR Marco Saller dazu, der auf der Rückfahrt von Cham war.

Stv. Kdt. Albert Burger, zunächst an der Unfallstelle auf der A6, veranlasste die Übernahme dieser Einsatzstelle durch die FF Leuchtenberg, so dass KdoW und MTW mit einem Teil der Mannschaft des TLF nach Vohenstrauß zurückkehren konnten. Nur das TLF mit VSA und Minimalbesatzung blieb auf der Autobahn, musste aber rund  2 1/2 Stunden auf die Bergung des Fahrzeugs durch einen dann auch noch offensichtlich völlig unerfahrenen Abschleppdienst (Vertragspartner eines Automobilclubs von "irgendwo her" - die örtlichen Abschlepper wären mit Sicherheit deutlich schneller vor Ort gewesen) warten, äußerst ärgerlich, da Fahrzeug und Personal zuhause sinnvoller hätten eingesetzt werden können.Der Zorn der dort wartenden Aktiven war absolut verständlich. Dieser Missstand, dass die Feuerwehr stundenlang warten muss, weil jeder seinen Abschleppdienst frei wählen kann, sollte endlich mal geregelt werden. 

Bereits nach kurzer Zeit wurden die Ortsteil-Feuerwehren Altenstadt und Waldau dazu alarmiert, Kameraden der Feuerwehr Waidhaus, die gerade in der ersten Phase mit ihrem MTW auf der Rückfahrt von der "Blaulichtmeile" in Floß waren, boten sich an und setzten im Bereich Marktplatz und Bahnhofstraße herausgeschleuderte Kanaldeckel wieder ein. Der Katastrophenschutz-V-LKW der Feuerwehr Oberwildenau, der mit mehreren Pumpensätzen für Hochwassereinsätze beladen ist, kam ebenfalls aus Floß nach Vohenstrauß und war bis etwa 18 Uhr im Einsatz. Im weiteren Verlauf wurden auch das THW Weiden und die Feuerwehren Waldthurn und Pleystein mit Wassersaugern alarmiert. Nach der Rückkehr aus Cham gegen 17.30 Uhr kam auch das MZF noch bei einem überschwemmten Keller zum Einsatz. Das Landkreis-Fahrzeug der UG-ÖEL kam ebenfalls aus Cham in unser Gerätehaus und begann mit der Erfassung und Nachbearbeitung der Einsätze. Die letzte der 40 Einsatzstellen im Stadtgebiet, die aber erst gegen 17.45 Uhr gemeldet worden war, war erst gegen 19,30 Uhr abgearbeitet.

Vorsitzender Peter Grosser hatte derweil für die rund 80 eingesetzten Kräfte eine Brotzeit mit Würstln, Semmeln und Getränken organisiert und besorgt, die von Brigitte und Katrin Süss hergerichtet und ausgegeben wurde. 

Details zu den Einsätzen siehe unter Einsätze: Nr. 52: 14.11 Uhr Absicherung VU A6, Nr. 53-60: 14.44 Uhr THL Unwetter, Nr. 61: 14.56 Uhr Türöffnung, Nr. 62-93:  14.57 Uhr THL Unwetter.

GS

Bild 1: sprudelnde Quelle auf der Kreuzung Bahnhofstraße mit Asylstraße und Sägmühlweg

Bild 2, Julia Dobmayer, onetz.de: THW Weiden an der Einsatzstelle Kindergarten

Bild 3, Julia Dobmayer, onetz.de: FF Oberwildenau an der Einsatzstelle Schützenhaus

Bild 4, Julia Dobmayer, onetz.de: FF Waldthurn an der Einsatzstelle Stadthalle

Bild 5, Julia Dobmayer, onetz.de: FF Altenstadt beim Auspumpen eines vollgelaufenen Kellers

Bilder 6 - 10: Kameraden der FF Vohenstrauß: Bilder vom Kontingent NEW/WEN bei der KatÜbung im Landkreis Cham. Bild 10 entstand genau zu der Zeit, als zuhause in Vohenstrauß wahre Wassermassen vom Himmel fielen.

Links zur Katastrophenschutzübung in Chamerau:

https://www.landkreis-cham.de/service-beratung/katastrophenschutz/uebung-2018/

https://www.onetz.de/oberpfalz/chamerau-landkreis-cham/mehr-2500-einsatzkraefte-roter-eber-id2395201.html

https://www.mittelbayerische.de/fotos/bilderstrecken/cham/die-katastrophenuebung-roter-eber-in-chamerau-22043-gal37443.html

Rückblick der Mittelbayerischen Zeitung: https://www.mittelbayerische.de/region/cham-nachrichten/vorbei-roter-eber-toter-eber-20909-art1657287.html#

Link zu einer Film-Dokumentation des Landkreises Cham über die Übung (veröffentlicht vom Landratsamt Cham am 06.07.18): http://bit.ly/RoterEberYouTube

Links zu Berichten auf onetz. de über die Unwetter in Vohenstrauß und anderen Orten des Landkreises:

https://www.onetz.de/oberpfalz/unwetter-bringt-wassermassen-id2395102.html

https://www.onetz.de/oberpfalz/schirmitzvohenstrauss/unwetter-trifft-region-id2395348.html