Party im Tretter-Anwesen läuft aus dem Ruder

18. April 2017
Bevor die Abrissbirne kommt, rücken die Feuerwehren zur Großübung an

Großübung der Feuerwehren vor dem Abriss

Bevor die Abrissbirne beim Anwesen Tretter anrückt, nutzten die Feuerwehren aus der Großgemeinde Vohenstrauß das Objekt am Dienstag für eine Großübung. Gegen 19 Uhr quillt Rauch aus dem Haus.

(dob) Verdutzt stoppten vorbeikommende Passanten ihre Fahrzeuge ab. Sie konnten zunächst die Situation nicht richtig einordnen. Noch dazu waren immer wieder laute "Hilfe"-Rufe der neun "Vermissten" aus dem Gebäude zu vernehmen.

Kreisbrandmeister Martin Weig und Stützpunkt-Kommandant Mario Dobmayer informierten, dass Jugendliche im Anwesen eine Party gefeiert hätten, die aus unerklärlichen Gründen aus dem Ruder gelaufen war. Das gesamte Gebäude brenne. Die Einsatzkräfte seien bereits über Handy alarmiert und rückten in wenigen Minuten an.

Zukünftig ein Parkplatz

Das große Gelände, das in wenigen Wochen als Parkplatz für den neuen Rewe-Markt dient, war kurze Zeit später in fester Hand der Feuerwehrleute. Kreisbrandinspektor Johann Rewitzer war ebenfalls vor Ort, um die Szenerie zu verfolgen und eventuelle Einsatzfehler aufzudecken, die danach besprochen werden müssen. Als Einsatzleiter wies Dobmayer die Wehren aus Vohenstrauß, Altenstadt, Waldau, Kaimling, Roggenstein und Böhmischbruck ein. Wegen einer bereits früher angesetzten Übung zur Leistungsprüfung fehlte einzig die Mannschaft aus Oberlind.

Bevor die Einfahrt in Richtung Innenstadt beim Kreisverkehr komplett gesperrt wurde, stoppten noch immer Autofahrer abrupt ab. Längst hatten sich Zuschauer am Straßenrand formiert, die voller Spannung die Übung mit verfolgen. Lästig waren sie den Rettungskräften diesmal nicht. Vor allem Kinder schauten dem Treiben fasziniert zu.

"Am Donnerstag wird das Gebäude abgerissen", informierte Unternehmer Josef Hierold. Ein Container wurde bereits für die Entsorgung der Materialien vor dem Eingang des ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens platziert. Hermann Tretter, der Bruder des ehemaligen Besitzers Johann Tretter, der hier aufgewachsen ist und seine Jugendzeit verbrachte, war ebenfalls vor Ort, um noch einige Bilder zu schießen.

Das Drehbuch sah vor, dass die Atemschutztrupps schnellstens die zehn Vermissten, darunter die blaue Rettungspuppe "Paul" aus dem Feuer holen sollten. Zwei Mädchen wurden mit der Drehleiter vom oberen Balkon gehievt. Der dichte Rauch machte den Rettern zusehends zu schaffen. Doch die Übung soll möglichst real inszeniert werden, denn auch im Ernstfall haben die Einsatzkräfte oft mit Dunkelheit oder dichtem Qualm zu kämpfen.

Rund 100 Einsatzkräfte

Die Wasserversorgung stellte keinerlei Schwierigkeiten dar, da sich gegenüber dem Anwesen ein Hydrant befindet. Als die Rettung und der Brandeinsatz ihren Höhepunkt erreichten, ging ein kräftiger Hagelschauer hernieder und erschwert den Einsatz der rund 100 eingesetzten Helfer zusätzlich.

Der aufgeweichte Schlammboden auf dem Grundstück legte sich um die Schläuche und Stiefel der Einsatzkräfte. Nacheinander wurden die "Geretteten" an die BRK-Einsatzkräfte zur weiteren Behandlung übergeben. Die Hagelkörner prasselten nur so auf die Helfer herab. "Auch bei einem richtigen Einsatz können wir uns das Wetter nicht aussuchen", sagte Dobmayer, der sich sehr zufrieden über den Einsatzablauf und die gesetzten Übungsziele zeigte.

Lediglich die Absprache zwischen den Atemschutztrupps und dem Truppführer oder der Einsatzleitung über die Personenrettung beleuchtete er etwas kritisch. Hier gehe es um Menschenleben und dazu gehöre unbedingt eine sorgfältige Übermittlung wie viele Personen sich noch im Gebäude befinden. Insgesamt sei die Übung aber von allen Kräften gut und erfolgreich abgearbeitet worden.

Quelle: onetz.de und Der Neue Tag, Bericht und Bilder: Elisabeth Dobmayer