Feuerwehrmodellbau Lehner

23. Dezember 2016
Reinhard Lehner baut seit 15 Jahren Miniaturmodelle von allen möglichen Straßenfahrzeugen. Unter anderem hat er den ganzen Fuhrpark der Vohenstraußer Feuerwehr im Maßstab 1:87. Ein Reisebus ist sein neuestes Projekt, die Teile liegen noch zerlegt auf dem Tisch.

Modellbauer Reinhard Lehner
Fuhrpark in der Schublade

Der gesamte Fuhrpark der Vohenstraußer Feuerwehr ist schon durch die Hände von Reinhard Lehner gegangen. Aktuell arbeitet er an einem Reisebus. Dabei ist der 30-Jährige gar kein Automechaniker.


Die Fahrzeuge würden sogar in eine Schublade passen, wenn es sein müsste. Denn Lehner hat sie im Maßstab 1:87 nachgebaut - mit sämtlichen Funktionen. Im Mini-Parcours auf dem Küchentisch drehen sie wie von Geisterhand gesteuert ihre Runden, wobei hier das Smartphone die Geisterhand von heute ist. Beleuchtung, Blaulicht, Warnblinkanlage: alles funktioniert wie bei echten Autos. Bei einem Wagen erschallt sogar das Martinshorn.


Faible für Fahrzeuge

Lehner ist Feinwerkmechaniker. Aber wer von seinem Beruf auf sein Hobby schließt, ist falsch gewickelt. "Es kommt dabei nicht auf besonders kleine Teile an, sondern auf geringe Maßtoleranzen", erklärt er. Sein Faible für die Miniaturfahrzeuge hat er von seinem Onkel, der damals eine große Modelleisenbahnanlage hatte. Mit fünf oder sechs Jahren bekam Lehner dann eine eigene. Aber eigentlich hatte er einen Draht in eine andere Richtung. "Ich habe mich immer schon mehr für Straßenfahrzeuge interessiert." 15 Jahre betreibt er nun sein Hobby schon. In dieser Zeit hat er 50 oder 60 Modelle gebaut. Seit 2006 ist er Mitglied bei den Modelleisenbahnfreunden Windischeschenbach und Umgebung. Von Vohenstrauß aus ist das nicht gerade der nächste Weg, aber in der Pfalzgrafenstadt gibt es keine vergleichbare Organisation. "Und der Verein in Pleystein ist zu spät entstanden, da war ich schon in Windischeschenbach dabei", sagt Lehner.

Zu seiner Sammlung gehören nicht nur Feuerwehrautos, aber zu jedem davon kann der junge Mann eine Geschichte erzählen. Zum Beispiel über den ersten Nachbau, der nach einem Unfall eine Zeit lang im Schrank lag. Als die hiesige Stützpunktwehr das Fahrzeug dann in echt bekam, hat Lehner das Modell umgebaut. "Bei einer Ausstellung haben das Vohenstraußer Feuerwehrleute mit Begeisterung gesehen."


Gedruckte Drehleiter

Besonders knifflig war die Drehleiter, die er in einer Spezialdruckerei extra mit einem 3-D-Drucker machen ließ. Als die Wehr 2015 schließlich 150-jähriges Bestehen feierte, brachte er seinen Fuhrpark mit und ist seitdem aktives Mitglied. Aber auch Lastwagen mit und ohne Anhänger, Autotransporter, selbst entworfene Bagger oder die "Familienkutsche", ein VW-Bus, stehen auf dem Tisch.


Überall Kupferdrähtchen

Aktuell arbeitet er an einem kleinen Reisebus, "das ist eher eine einfachere Sache". Auf den ersten Blick mag man das gar nicht so recht glauben: Überall hängen noch dünne Kupferdrähtchen, die Lehner im Modell wie in einem Kabelstrang verstauen und anlöten muss. Wie aufgeräumt das später einmal aussieht, zeigt ein Blick einen Lkw-Anhänger.

Geduld spielt bei dem Hobby die Hauptrolle. "Ich verzweifle nie", sagt der 30-Jährige. Die Modellpalette reicht von fertigen Versionen zum Umbauen oder Verfeinern bis hin zum Profi-Bausatz mit 100 Einzelteilen, die dann auch noch lackiert werden müssen. Die Montage hängt vom Hersteller ab. "Manche verkleben die Modelle, dann ist es schwerer, wenn man später noch etwas ändern oder umbauen will." Es gibt aber auch Exemplare zum Zusammenstecken. Ein einfaches Fertigmodell kostet etwa 15 Euro, Bausätze 20 bis 30 Euro. Für Fertigmodelle mit Motor und Akku werden 100 Euro fällig.

In den vergangenen 15 Jahren hat sich auch die Miniaturtechnik enorm weiterentwickelt. Akkus sind kleiner und leistungsfähiger, eine Steuerung per Smartphone-App ist ebenfalls möglich. Wieviel Zeit steckt Lehner in einen Nachbau? "Wenn ich das Stundenzählen anfange, kann ich in die Arbeit gehen. Ich sehe es als Hobby." Aber allein der Umbau eines Modells dauert eine Woche, schätzt er. Das geht nur, "wenn ich Urlaub habe."

Modellbau fasziniert nicht nur den Vohenstraußer, sondern viele Menschen, die sich über die Miniaturwelten in Ausstellungen freuen. Das spornt Lehner an, außerdem möglichst detailgetreue Nachbauten. Aber: "Nicht der Beste sein zählt, im Verein gibt es auch kein Konkurrenzdenken. Es ist ein Miteinander ohne Neid, die einen bauen Landschaften, andere Motoren oder Häuser. Es ergänzt sich."


Einstieg in Technik

Die Windischeschenbacher Modelleisenbahnfreunde haben 110 Mitglieder, davon über 20 Kinder und Jugendliche. Wer mit dem faszinierenden Zeitvertreib anfangen will, dem rät Lehner, es am Anfang nicht zu übertreiben. "Es kann nicht gleich ein Modell mit Antrieb und voller Beleuchtung sein, das ein erfahrener Modellbauer gebaut hat." Das Hobby ist ein "Einstieg in die Technik allgemein". Buben oder Mädchen sollten einen Bausatz erst einmal nach Anleitung zusammensetzen, "um sich erst einmal mit der Motorik vertraut zu machen". Darüber hinaus wird auch die Konzentration geschult, "sich hinsetzen und dabeibleiben" ist ganz wichtig.

Quelle: Der neue Tag, Weiden i.d.OPf.