Heiliger Florian wandert ins Feuerwehrhaus
Zu einem besonderen Moment durfte der Vorsitzende der Stützpunktfeuerwehr, Peter Grosser, am vorletzten Tag im Krankenhaus vorbeikommen. Über Jahrzehnte hing im Konferenzraum eine Figur des heiligen Florian. Bevor diese Heiligenfigur nun in der Versenkung landet, übergaben die Schwestern diesen Florian an die Wehr. Vermutlich wurde die Figur schon bei der Einweihung vor 125 Jahren an die Klinik überreicht und wachte seither über das Haus. Sogar die Inventarnummer ist noch unter dem Sockel ersichtlich. Grosser versprach, gut auf den Florian aufzupassen, der bestimmt einen Ehrenplatz im Feuerwehrhaus erhalten werde. Der Schlusspunkt hinter dem Krankenhaus-Aus ist damit nach exakt 125 Jahren gesetzt.
(Bild 1 und Bericht von Elisabeth Dobmayer, Bild 2 Josef Forster, onetz.de)
Wir, die Feuerwehr Vohenstrauß, bedanken uns bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses Vohenstrauß und werden diesen historischen Florian in Ehren halten. Er soll einen würdigen Platz im Gerätehaus erhalten. Er wurde bereits an die Kirchenmalermeisterin Monika Müllner aus Vohenstrauß weitergegeben, die die Spuren der vergangenen Jahrzehnte behutsam überarbeiten soll.
GS
Gesamter Bericht von Elisabeth Dobmayer auf onetz.de über den letzten Tag des Krankenhauses Vohenstrauß, sicherlich ein Dokument der lokalen Zeitgeschichte:
Jetzt fließen zig Tränen über das Krankenhaus-Aus in Vohenstrauß
Bei Notfällen kam der OP-Leiter auch kurzfristig ans Krankenhaus, der Zusammenhalt war unbeschreiblich. Die Wut über die Politiker ist groß. Alljährlich kam die Politiker-Delegation kurz vor Weihnachten zur Stippvisite ins Krankenhaus, um Grüße zum Fest zu übermitteln und auszudrücken, wie man hinter diesem Haus stehe. Große Töne. Nichts davon blieb übrig. Immer hieß es, das Vohenstraußer Krankenhaus schreibt schwarze Zahlen und wir sind stolz, dass wir das Krankenhaus im Landkreis haben. Brenner erinnert sich genau: „Solange wir in der Verantwortung stehen, wird dieses Haus nicht geschlossen“, hieß es immer.
Große Wut auf Politiker
„Umso schwerer wiege nun, dass sich weder ein Herr Landrat noch ein Herr Bürgermeister von uns verabschiedet“, bemängelt die Waidhauserin Zeitler-Kals. „Wir alle haben das Haus bis zum Schluss am Leben gehalten und über Nacht Sachen aus dem Boden gestampft.“ Allein während der akuten Corona-Zeit hätten die Schwestern innerhalb 24 Stunden eine komplette Station in Betrieb genommen. Das war eine Leistung, die andere Häuser nicht im Traum umsetzen könnten, ist sich Karl Brenner sicher. „Das sind Leistungen die müssen andere erst einmal erbringen. Jeder Mitarbeiter wusste, welcher Handgriff zu tun ist.“ Und das Beste: Keiner der Mitarbeiter habe sich angesteckt.
Kritik an Landrat und Bürgermeister
Im Gespräch wird auch die eine oder andere Anekdote erzählt: Einmal kam ein Mann, dem schwoll der Finger so an, dass er seinen Ring nicht mehr abstreifen konnte. Die Intensivschwester sagte zum diensthabenden Arzt, dass sie jetzt nicht ihn sondern die Feuerwehr holen müsste. So wurde die Feuerwehr alarmiert und kein Arzt gebraucht, erinnert sich Monika Zeitler-Kals an die unkomplizierte Zusammenarbeit. „Das ist der Vorteil von einem kleinen Krankenhaus.“ Brenner weiß noch genau, als ein Arbeiter kam, der sich aus Versehen mit einem Schussapparat einen Nagel in den Fuß geschossen hatte. „Mit dem sind wir in den Keller gegangen." Man habe ein Werkzeug genommen und den Nagel herausgezogen. "Das war das Einzige, was funktioniert hat.“ Solche Geschichten würde man nie vergessen. Das passiert nur in so kleinen familiären Krankenhäusern. Jeder setzte sich für den anderen ein und das Krankenhaus waren die Ärzte und Schwestern.
Viele Anekdoten
Zeitler-Kals erinnert auch an den ehemaligen Chefarzt Dr. Olaf Seegmüller und Belegarzt Dr. Horst Buchner, der eine Koryphäe war und bis zuletzt hinter dem Klinikpersonal stand und zu ihnen hielt. „Solche Ärzte gibt es nimmer“, schnieft eine der Schwestern in ihr Taschentuch. „So etwas wird es heutzutage nicht mehr geben. Lediglich in den Krankenhausserien, aber das sind Wunschträume“, sagt Monika Zeitler-Kals. „Bei jedem von uns bricht jetzt eine Familie weg“, beschreibt der OP-Leiter die Situation. „Wir haben zusammengehalten, auch wenn es ab und an einmal funkte, was völlig normal ist.“
„Ein Mann sagt das nicht so gern, aber manchmal muss es sein: Ich bekenne, ich habe geweint.“ Er schlägt sich tapfer, will seinen Kolleginnen Stütze sein, die sich immer wieder in den Armen liegen, weil der Abschied halt gar so schwer fällt. „Wir hatten keine Lobby und wurden aufgegeben, jetzt sperren wir zu.“ Jeden einzelnen Patienten habe man gekannt und auch das Personal war in der Region anerkannt. „Da gab es ganz viel Mitgefühl.“
Dieses Haus hat Freude und Leid mit den Menschen aus der Region erlebt und geteilt.
Intensivschwester Monika Zeitler-Kals
Ganz schwer fiel ihr die Situation, als sie vergangenen Freitag eine Einheimische als letzte Patientin der Ära Vohenstraußer Krankenhaus in den mit Karl Brenner aus dem Haus verabschiedete. Auf dem Balkon ließen sie dazu das „Feierabend“-Lied spielen. „Das wäre noch nicht das Schlimmste gewesen“, berichtet die Stationsschwester. „Als ich aber dann den Computer herunterfuhr, war es, als ob ich einen Beatmungspatienten abschalten würde“, beschreibt sie die unausweichliche Situation. Danach sitzt sie am Schreibtisch und lässt ihren Tränen der Hilflosigkeit und Traurigkeit, die ihr über die Wangen rinnen, freien Lauf. Genauso geht es Karl Brenner.
"Feierabend"-Lied vom Balkon aus
Zuletzt waren noch 23 Schwestern und 48 Bedienstete in dem Krankenhaus beschäftigt. Schwester Anni Hanauer ist seit 1. März 1980 in der Klinik tätig. „Das ist eine lange Zeit.“ Heidemarie Brenner dagegen bringt es auf 39 Jahre in der Verwaltung. „Dieses Haus hat Freude und Leid mit den Menschen aus der Region erlebt und geteilt“, wirft Intensivschwester und „Mädchen für alles“ Monika Zeitler-Kals ein, die seit 28 Jahren vielen Kranken die Hände hielt, wenn es Zeit war, sich aus dieser Welt zu verabschieden. „Jetzt dürfen wir alle stillschweigend, sang- und klanglos gehen.“
Es fließen Tränen, denn es wird ein Abschied für immer sein. „Das Krankenhaus wird es nicht mehr geben, es ist für immer verloren“, stützt sich das Personal gegenseitig. Sie wollen es einfach nicht wahrhaben, dass diese Zeit nun vorbei sein soll. „Über das Haus wurde viel geschrieben, aber nie über die Menschen die hier arbeiten“, zeigt sich das Personal schon sehr verärgert. „Wir können stolz sein, auf das, was wir in diesem Haus geleistet haben“, bestärkt OP-Leiter Karl Brenner seine Kollegen, die mit ihm in den vergangenen 27 Jahren durch dick und dünn gingen. „Wir waren eine Familie.“
Abschied für immer
Es ist ein ganz und gar trauriger Akt: Es sind die Ärzte, Schwestern und das Pflegepersonal, die in diesem Krankenhaus ihr halbes Leben verbrachten und sich mit Herz und Gefühl für die Menschen in der Region eingesetzt haben. Jetzt steht das Krankenhaus vor der Schließung und keiner der Verantwortlichen nimmt davon Notiz, sind die Schwestern und das OP-Personal zutiefst empört.
Statue bekommt neue Heimat:
Heiliger Florian wandert ins Feuerwehrhaus
Zu einem besonderen Moment durfte der Vorsitzende der Stützpunktfeuerwehr, Peter Grosser, am vorletzten Tag im Krankenhaus vorbeikommen. Über Jahrzehnte hing im Konferenzraum eine Figur des heiligen Florian. Bevor diese Heiligenfigur nun in der Versenkung landet, übergaben die Schwestern diesen Florian an die Wehr.Vermutlich wurde die Figur schon bei der Einweihung vor 125 Jahren an die Klinik überreicht und wachte seither über das Haus. Sogar die Inventarnummer ist noch unter dem Sockel ersichtlich. Grosser versprach, gut auf den Florian aufzupassen, der bestimmt einen Ehrenplatz im Feuerwehrhaus erhalten werde. Der Schlusspunkt hinter dem Krankenhaus-Aus ist damit nach exakt 125 Jahren gesetzt.