Brenzlige Probleme für die bayerischen Feuerwehren

10. Februar 2021
Den freiwilligen Feuerwehren in Bayern droht ein bedenklicher Mitgliederschwund. Bei einer Anhörung im Landtag berieten Experten über Auswege.

Ein Beitrag von Jürgen Umlauft auf onetz.de und im Neuen Tag:

Die bayerischen Feuerwehren steuern im nächsten Jahrzehnt auf einen Personalmangel zu. Das wurde bei einer Expertenanhörung im Innenausschuss des Landtags deutlich. So erklärte der Kreisbrandrat von Tirschenreuth, Andreas Wührl, dass die Nachwuchsgewinnung aufgrund des demographischen Wandels immer schwieriger werde. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die für den Dienst in der Feuerwehr gewonnen werden könnten, gehe gerade in ländlichen Regionen spürbar zurück. Doris Rosenkranz, Vorstandsmitglied der Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern sagte den Feuerwehren in zehn Jahren ein "massives Nachwuchsproblem" voraus. Um das zu vermeiden, müssten sich deshalb aus jeder Generation mehr Menschen engagieren als bisher.

Derzeit sei die Situation bei den Feuerwehren noch "sehr stabil", berichtete der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Johann Eitzenberger. Einziges Manko sei der wegen Corona weitgehend ruhende Übungsbetrieb. Nach dem Lockdown brauche es deshalb eine Ausbildungsoffensive bei den Wehren. Um die Attraktivität des Ehrenamtes zu erhöhen, forderten mehrere Experten eine technische Ausstattung der Feuerwehren auf der Höhe der Zeit, die verstärkte Digitalisierung der Ausbildung und Konzepte zur besseren Vereinbarung von Familie, Beruf und Feuerwehrdienst. Zudem müsse unter Frauen und Migranten mehr für den Feuerwehrdienst geworben werden.

Nach Angaben der Landesfrauenbeauftragten im Feuerwehrverband, Andrea Fürstberger, sind erst zehn Prozent der bayerischen Feuerwehrleute Frauen. Nur jede hundertste Führungsposition sei von einer Frau besetzt. Man müsse die Frauen im Feuerwehrdienst "sichtbarer" machen, sagte Fürstberger. Zudem brauche es professionelle Angebote zur Kinderbetreuung während Übungs- und Einsatzzeiten und die Möglichkeit, bei beruflicher oder familiärer Belastung ein "Sabbatjahr" einlegen zu können. Dies könne für auch für Männer eine Alternative dazu sein, den freiwilligen Feuerwehrdienst aufzugeben.

(Dazu passend ein weiterer Bericht von Agentur DPA am selben Tag auf onetz.de:   https://www.onetz.de/deutschland-welt/bayern/feuerwehren-mehr-frauen-kommando-uebernehmen-id3177297.html).

Neben den Nachwuchssorgen macht den Feuerwehren nämlich auch der Ausstieg gut ausgebildeter und erfahrener Kräfte zu schaffen. Es gebe bei der Feuerwehr inzwischen ein "Verweilzeitproblem", erklärte der Münchner Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble. Man verliere immer häufiger Kollegen im Alter von Anfang 30, die beruflich oder familiär stärker gefordert seien. Rosenkranz machte sich in diesem Zusammenhang für flexiblere Dienstmodelle stark. Viele Jugendliche würden vom Dienst bei der Feuerwehr abgeschreckt, weil sie sich nicht ein Leben lang binden wollten. Sie engagierten sich deshalb lieber projektbezogen oder zeitlich begrenzt bei Sozial- oder Umweltorganisationen. Darauf müssten die Feuerwehren Antworten finden.

Umstritten war im Expertenkreis, ob finanzielle Anreize bei der Nachwuchswerbung helfen könnten. Geplant ist nun, dass sich der Landtag in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe mit der Zukunftsfähigkeit der freiwilligen Feuerwehren in Bayern beschäftigt.

 

Link zum Bericht von Jürgen Umlauft auf onetz.de:    https://www.onetz.de/deutschland-welt/brenzlige-probleme-fuer-bayerischen-feuerwehren-id3177515.html

Als Symbolbild (Markus Völkl, FF Pleystein): Aus unserem Einsatzbericht zu VU Kreisstraße Voh - Burgtreswitz, 01.08.2018